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Eine gute Tradition ist der Ökumenische Friedensgottesdienst, den die Lengfelder Christinnen und Christen alljährlich im Ökumenischen Zentrum feiern. In diesem Jahr und Zeiten wie diesen, in denen „nichts sicher ist“, hatte das Gebet für den Frieden eine besonders bedrückende Aktualität.

„Sicher nicht – oder?“ lautete das Motto des diesjährigen ökumenischen Friedens-Gottesdiensts am 10. März 2024 mit den beiden Pfarrern Stefan Meyer und Dr. Harald Fritsch. Damit spielte das Vorbereitungsteam aus Monika Bulla, Getrud Krenzer-Scheidemantel, Michael Legge, Angelika Lux-Leppert und Dieter Thomas bewusst auf die brisante Weltlage und in zig Bereichen lauernde Katastrophen an. „Was also tun, wenn der Kompass zerbrochen ist und die Richtung fehlt? Wohin mit der Not? Wer kommt mit? Was brauche ich jetzt?“

Mögliche Orientierungspunkte zeigte Gastpredigerin Angelika Wagner auf. Die evangelische Pfarrerin im Schuldienst, die Mitglied der Gemeinschaft Sant'Egidio und der ACK (Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen) ist und sich ehrenamtlich für geflüchtete Menschen einsetzt, machte einen auf den ersten Blick beängstigend apokalyptischen Text des Propheten Jesaja (Jes 32, 11-20) zum Dreh- und Angelpunkt ihrer Mutmacher-Predigt.

So wie Jesaja den „Sorglosen“ und einer narkotisierten Gesellschaft, die sich in trügerischer, gottvergessener Sicherheit wiegt, droht, ergehe es aktuell auch uns, so Wagner. Denn: „Die Zeit der Sorglosigkeit ist vorbei.“ Während Kriege in anderen Teilen der Welt, der Klimawandel oder Menschen auf der Flucht bisher weit weg schienen, sind wir jetzt plötzlich mittendrin in den Vielfach-Katastrophen. Jesajas Endzeit-Bilder lassen Assoziationen an die verwüsteten Landschaften der Ukraine und Menschen in erbärmlichen Flüchtlingslagern hochkommen, so Wagner weiter und berichtete eindringlich von ihren Erfahrungen bei einem Helfereinsatz in einem Flüchtlingslager auf Zypern.

Bei aller Verzweiflung bleibe Jesaja aber nicht beim Klagen stehen, sondern ermutige seine Zuhörenden, an die Zukunft zu glauben, lenkte Angelika Wagner den Blick auf die hoffnungsvollen Aspekte im Text des Propheten. „Für ihn gibt es diese Zukunft“, präzisierte Wagner, „und zwar dann, wenn über uns der Geist aus der Höhe ausgegossen wird“, wenn aus den vielen ICHs ein gemeinsames WIR wird.

Zu schön, um wahr zu sein? Nein, hielt Wagner entgegen. Jesaja rechne mit dieser Vision als Realität. Für ihn sei Frieden keine betäubte Selbstsicherheit, sondern Frucht der Gerechtigkeit. „Friede braucht jeden“, so Wagner – durch Gebet, Werke der Gerechtigkeit, das WIR und den Traum vom Frieden. Genau darin liege die Kraft der Glaubenden und der Religionen. „Im Gebet dürfen wir alle Sorgen auf Gott werfen“, und jede noch so unscheinbare Geste der Gerechtigkeit an einem Hungrigen, Ängstlichen oder Verzweifelten können große Wellen schlagen. „Wenn wir dem Traum des Friedens Raum in unseren Herzen geben und Menschen in Not spüren lassen, dass sie nicht allein sind, dann ‚wird mein Volk auf der Aue des Friedens weilen in sicheren Wohnorten und an sorgenfreien Ruheplätzen‘“, zitierte Wagner am Ende noch einmal Jesaja und zeigte so, wie aus der Apokalypse eine Zukunft werden kann.

Anja Legge

Fotos: Anja Legge

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