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„Heute wird es eine Herausforderung“ – dieser Satz war schon auf der Busfahrt der Lengfelder Pilger nach Münsterschwarzach immer wieder zu hören. Angesichts zu erwartender 30 Grad im Schatten und eines größtenteils über offene Flächen führenden Weges blickte so mancher mit bangem Blick auf die bevorstehenden 15 Kilomater Fußmarsch.

Gut 30 große und kleine Pilger aus der Pfarrei Würzburg-Lengfeld machten sich am ersten Junisonntag 2019 auf den traditionellen ökumenischen Pilgerweg von der Abtei Münsterschwarzach zu den Casteller Schwestern auf dem Schwanberg. Ausgangspunkt war wie immer die Mittagshore der Missionsbenediktiner, Endpunkt die Vesper bei den evangelischen Schwestern der Communität Casteller Ring (natürlich mit anschließender leiblicher Stärkung).  

Mit der wahren Geschichte eines Schafhirten aus dem Raum Karlsruhe gab Prior Pascal Herold der bunt gemischten Pilgergruppe eine ganz besondere Botschaft mit auf den Weg: Dem Hirten war seine gesamte Herde mit 111 Schafen gestohlen worden; Wochen später stand der Hirte auf dem Güterbahnhof Köln, wo 5000 Schafe verladen wurden. In kurzen Abständen ließ er seinen Lockruf erschallen und vor den erstaunten Augen der Viehtreiber und der Polizei löste sich ein Tier nach dem anderen aus der riesigen Herde. Am Ende umringten exakt 111 Schafe den Hirten – weil sie ihn an der Stimme erkannt hatten. Diese Aufmerksamkeit und Offenheit für die Stimme ihres Herrn wünschte Bruder Pascal auch den Lengfelder Pilgern – für ihren Weg auf den Schwanberg ebenso wie für den Weg durchs Leben.

Ausgestattet mit dem Pilgersegen, ausreichend Wasser und viel Elan startete die Gruppe in Richtung Süden; vorbei an den Hörblacher Baggerseen, durch einen duftenden, mediterran anmutenden Nadelwald und über Felder ging es zunächst nach Großlangheim. Nach einer kurzen Mittagspause am Wasserschloss führten die beiden Pilgerführer Sepp Bulla und Michael Legge die Gruppe durch mohnblumengetupfte Felder und wogende Wiesen bis nach Rödelsee am Fuß des Schwanbergs, wo die anstrengendste Etappe anstand: der Anstieg durch die erhitzten Weinberge und das Steilstück hinauf zum Kloster. Wen die Kräfte verließen oder wem die Hitze zu stark zusetzte, konnte auch heuer wieder Teile des Weges mit dem Bus zurücklegen, der an verschiedenen Punkten bereitstand.

Für innere Einkehr und wohltuende Unterbrechung sorgten die vier Stationen, die unter dem diesjährigen Motto des ÖZ-Freundeskreises „Ohne Angst verschieden sein“ standen. An den Stationen, die von einzelnen Kleingruppen vorbereitet worden waren, ging es um Unterschiede in Menschsein und Lebensführung ebenso wie um Verschiedenheit bzw. Gleichheit in der Arbeitswelt und im Grundgesetz. Eine beflügelnde Komplimente-Dusche konnten die Pilger an der dritten Station genießen – indem sie einander die Eigenschaften auf den Rücken schrieben, die jeden einzelnen einzigartig machen.

Die Aufforderung, die eigenen Stärken und Schwächen gleichermaßen zu akzeptieren und nach dem Motto „Sei einfach du selbst, denn den anderen gibt es schon“ zu leben, nahmen die Pilger schließlich auch mit auf den Heimweg.

Anja Legge

Hier können Sie die Geschichte des Hirten uns seiner 111 Schafe nachlesen:
https://www.soulsaver.de/glaube/weil-ich-jesu-schaeflein-bin-jesus-ist-der-gute-hirte-er-kennt-alle-seine-schafe-und-seine-echten-schafe-kennen-die-stimme-ihres-hirten/

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