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Zum 1. Oktober 2023 gehe ich in den Ruhestand und verlasse Lengfeld.

Ich habe das Bild von der Wanderung gewählt, weil ich gerne draußen in der Natur unterwegs bin. In den letzten beiden Jahrzehnten meines Dienstes ist mir der jährliche Sommerurlaub im Bayerischen Wald nahe Passau immer wichtiger geworden. Früher als Kind und Jugendlicher bin ich eher widerwillig mit meinen Eltern dort wandern gegangen. Heute ist es für mich ein äußerst erholsamer Rückzugsort geworden. Auch hier in Lengfeld „wandere“ ich in der Regel jeden Werktag mit schnellem Schritt eine halbe Stunde an der Kürnach entlang von der Schlossmühle bis zu den Fischweihern und wieder zurück. Das ist mein täglicher Erholungsweg. Und nun geht der Weg von den Kürnachauen weiter zu den Innauen in Passau. Dort bin ich schon als Kind „gestromert“ und hatte mein eigenes Reich. Für mich geht die Wanderung ab November endgültig nach Niederbayern, wenn die Zelte in Lengfeld abgebrochen sind. Meine Frau und ich sind beide in Passau aufgewachsen. Unsere Geschwister wohnen noch dort.

Es ist schon nicht einfach den Lengfelder „Lagerplatz“ aufzugeben und weiter zu ziehen. Die „ökumenische Familie“ in Lengfeld und Würzburg ist mir sehr ans Herz gewachsen. Unser ÖZ als Wohngemeinschaft von Katholiken und Lutheranern hat mir sehr viel Gewinn und tragfähige Beziehungen beschert. Genauso wie in einer Wohngemeinschaft sagt man sich auch einmal ehrlich die Meinung und das ist es, was einen weiter bringt und das Miteinander interessant macht. Ich habe viel dabei gelernt und kann daher heute fast akzentfrei „Katholisch“. Es ist wichtig, das Übersetzen zu lernen in den jeweiligen anderen konfessionellen Zusammenhang. So habe ich auch über das ÖZ hinaus in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen gelernt, wie bereichernd unsere verschiedenen christlichen Traditionen sein können. Meine ökumenischen Kontakte hier in Lengfeld und im Raum Würzburg sind für mich wie eine „ökumenische Familie“, in der ich mich sehr wohl fühle. Und das hat sich auch erweitert um meine ökumenischen Kontakte innerhalb Bayerns und international durch meine Fortbildungen in den Ökumeneinstituten unserer Kirchen. Das wird mir fehlen, wenn ich jetzt ab 1. Oktober keine offizielle Funktion mehr in diesen ökumenischen Zusammenhängen habe. Aber wer weiß, vielleicht brauchen sie ja in Passau ökumenische Unterstützung.

Was ich auch vermissen werde sind all die kreativen Köpfe im ÖZ mit ihren Ideen und Initiativen. Ich habe mich in letzter Zeit besonders gefreut über den Aufbau einer Ehrenamtsarbeit und den Schub in der Öffentlichkeitsarbet mit Website, Newsletter und neuem Konzept für Neues im Blick. Die erste ökumenische Osternacht hat mir gut getan. Da würde ich gerne noch dabei sein bei den Entwicklungen die jetzt weitergehen. Aber ich weiß, in dieser Hinsicht ist das kirchliche Lengfeld auf einem guten Weg. Auch sind wir jetzt endgültig aufgewacht, dass der Bauunterhalt des ÖZ eine wichtige Sache ist, die auch das Fundraising von Finanzmitteln braucht. Ich fand es immer schon beeindruckend, dass schon das Bauwerk des ÖZ für viele Lengfelder ein Zeichen für gemeinsames Engagement ist über den eigenen Tellerrand hinaus und so ein Zeichen der Hoffnung in einer Gesellschaft, die oft so anders reagiert. Die Gewissheit, dass ich über Jahre auch meinen Teil zu dieser verbindenden Gemeindearbeit beitragen durfte, wird mich stärken auf meinem weiteren „Wanderweg“.

Ja, und was mir auch wichtig war: Die oft so nervige Verwaltungsarbeit! Für den Kindergarten z.B. habe ich sie gerne getan, weil ich wusste, ich halte dem Kindergartenteam auch ein Stück weit den Rücken frei für ihre so wichtige pädagogische Arbeit für Kinder und junge Familien. Und ich hatte auch „Spaß“, mit dem Team und den „Kids“ Gottesdienste zu feiern, Kindergartenfeste, Martinsfeiern usw. Das wird mir fehlen, aber dafür habe ich jetzt mehr Zeit als Opa für meine Enkelkinder.

Was mich stolz gemacht hat und wofür ich dankbar war, war der Aufbau unseres kleinen Jugendzentrums „Offene Jugendarbeit für Lengfeld“. Mit 0,00 € haben wir 2005 angefangen und in 3 Monaten 18.000, - € Spenden gesammelt: Es konnte losgehen und heute werden die Personalkosten voll von der Stadt getragen. Das Benefizkonzert mit dem Riemenschneider-Gymnasium zusammen steht für mich für dieses kleines Wunder von gemeinschaftlichem Handeln und Unterstützung.

Für all das, was ich in Lengfeld erleben durfte an inspirirenden Kontakten und Freundschaften, für all das Engagement, an dem ich teilhaben durfte, bin ich sehr dankbar. All das wird mich auf meiner Wanderung durch meine dritte Lebensphase im Ruhestand begleiten. Ich wünsche Euch allen im ÖZ, in Lengfeld alles Gute und den Segen unseres Gottes. Danke, dass ich bei Euch wirken konnte und wir sind ja alle nicht aus der Welt, auch in Zukunft werden sich unsere Weg vielleicht da und dort kreuzen.

Gott befohlen!
Euer Christoph Lezuo

Pfarrer Christoph Lezuo wird am Sonntag, den 24. September um 14 Uhr in einem Gottesdienst von Dekan Dr. Slenczka nach 21 Jahren entpflichtet und in den Ruhestand verabschiedet. Die evangelische Gemeinde und die katholischen Gemeinden St. Laurentius und St. Lioba sind herzlich dazu eingeladen. Nach dem Gottesdienst schließt sich ein Empfang im Pfarrsaal an.

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