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Mit der „Lengfelder Thesentür“ macht der Freundeskreis des Ökumenischen Zentrums in Lengfeld auf das Reformationsjubiläum aufmerksam – Dass es beim 500-jährigen Reformationsjubiläum um weit mehr geht als eine historische Erinnerung, das zeigt der Freundeskreis des Ökumenischen Zentrums in Würzburg-Lengfeld durch zwei wirkungsvolle Aktionen.

Zum einen prangt seit Mitte Februar ein Banner am Eingang zum ÖZ-Innenhof am Schlossgarten. Das von Lutherrose und ÖZ-Logo flankierte Statement: „Reformation 2017 heißt Ökumene!“ macht deutlich, was das Jubiläum für die Lengfelder Christen bedeutet, nämlich die Fortführung der einst von Luther angestoßenen Bewegung. Durch die Vorarbeit vieler ökumenischer Wegbereiter und verschiedenste Erfahrungen der Verständigung könne man in Lengfeld „von den Einsichten der Reformatoren profitieren“. „Wenn wir die konfessionellen Engen zu überwinden suchen, die unsere Kirchen begrenzen und voneinander trennen, und wenn wir uns über die Vielfalt unserer Traditionen freuen, machen wir die Reformation nicht rückgängig, sondern führen sie weiter“, so Alexander Susewind vom Freundeskreis.

Zum anderen haben die Lengfelder in Erinnerung an Martin Luthers Thesen-Anschlag an der Wittenberger Schlosskirche eine „Lengfelder Thesentür“ im Innenhof des ÖZ aufgestellt. Bei der Eröffnung am ersten Fastensonntag erläuterte der als Martin Luther gewandete Freundeskreis-Vorsitzende die Beweg- und Hintergründe der Aktion. Luther habe mit seiner Rechtfertigungslehre das Schloss, also die Einlassbedingungen zum Reich Gottes geändert, erklärte Josef Theo Kellerhaus in Anlehnung an Heinz Erhardt. Im Gegensatz zur Kirche der Lutherzeit, die „am Menschen herumgemäkelt und Nachbesserungen in Form von Ablassgeldern“ verlangt habe, habe der Reformator den Menschen als von Gott „recht gefertigt“ und „gut gelungen“ betrachtet, und zwar von Anfang an und ohne Vorbedingung.

Trotz des engen Bezugs zu Wittenberg haben die Lengfelder die von Dieter Thomas und Friedhelm Sodenkamp gebaute Tür bewusst „Lengfelder Thesentür“ genannt, denn: „Hier soll es um die Sorgen, Fragen und Probleme der Lengfelder Kirchenglieder und Bürger gehen“, so Kellerhaus.

Bis zum ÖZ-Sommerfest Ende Juli steht die Tür allen Besuchern des ÖZ für eine offene Debatte zur Verfügung. Die „Thesen von heute“ müssen dabei keineswegs historischen Bezug haben oder theologisch tiefschürfend sein. „Nageln Sie an, was Sie heute umtreibt und bewegt“, fordert Kellerhaus auf. Gedanken zum Stand der Ökumene sollen hier ebenso ihren Platz haben wie Sorgen und Probleme, Anregungen, Reformvorschläge und Zukunftsvisionen. Zu beachten ist lediglich, dass die Beiträge mit Namen unterschrieben sind und keinen herabsetzenden, diffamierenden oder beleidigenden Inhalt haben.

Die ersten Lengfelder haben indes sofort nach Freigabe von der Tür Gebrauch gemacht: So forderte eine Grundschülerin dazu auf, den Gottesdienst so zu gestalten, dass auch Kinder ihn verstehen können. Ein anderer Besucher wünschte sich, „dass die Zeit des Reifens nun in Mut umschlägt, der sich zum Beispiel in einem Gottesdienst der christlichen Gemeinden mit gemeinsamem Abendmahl zeigt“.

Die im Laufe der nächsten Monate an der „Lengfelder Thesentür“ angeschlagenen Beiträge will der Freundeskreis regelmäßig dokumentieren und an die zuständigen Ansprechpartner wie Pfarrämter, Kirchenleitungen oder die Politik weiterleiten.

Anja Legge

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