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Eigentlich war es reiner Zufall, dass Stefan Barcsay bei einem seiner Wanderurlaube in Südtirol die Bozener Stadtkirche „Mariä Himmelfahrt“ besuchte. Was er dort vorfand, hat den gebürtigen Würzburger und seit vielen Jahren in Augsburg lebenden Gitarristen Stefan Barcsay tief berührt und zu einer musikalischen Umsetzung inspiriert. Das Ergebnis ist am 28. März um 19.30 Uhr im ÖZ zu hören.

Die gotische Pietà von Hans von Judenburg aus der Zeit um 1421 am Hochaltar des Bozener Doms stellte Barcsay urplötzlich vor die Frage: „Was sehe ich da eigentlich?“ Die junge Mutter mit ihrem toten Kind auf dem Schoß, die da ganz ohne die Aura des Heiligen in stiller Trauer vor ihm saß, habe ihn „auf den Boden des Menschlichen gezogen“. Rasch seien dann bei ihm weitere Bilder aufgetaucht – von jungen Müttern, verhungernden Kindern und Kriegen. „Und plötzlich wurde dieses jahrhundertealte Bild ganz aktuell“, sagt Barcsay: „Ich sah eine Flüchtlingsmutter, die es gerade so übers Mittelmeer geschafft hat, aber deren Kind ertrunken ist.“ Tief bewegt beschloss Barcsay, diesen Gedanken aufzugreifen und wandte sich verschiedene zeitgenössische Komponisten, die bereits seit vielen Jahren Themen, die ihm selbst „im Kopf herumschwirren“, aufnehmen und Barcsay die entsprechende Musik auf den Leib schreiben.Pieta St. Laurentius webDie Pietà in der Lengfelder St. Laurentius-Kirche . (Foto: Anja Legge)Entstanden sind völlig neue Kompositionen für klassische Solo-Gitarre in der Tradition des mittelalterlichen „Stabat Mater“ von Stefan Blum, Markus Lehmann-Horn, Alois Bröder, Hans Schanderl, André Herteux, Stephan Marc Schneider, Larisa Vrhunc und Johannes X. Schachtner. Inhaltlich gehe es vor allem „um die Aufarbeitung von Trauer, Schmerz und Verlust, was sich in schwermütig-meditativen Passagen äußert“, so Barcsay. Immer wieder erreiche die Musik aber auch erlösende, hoffnungsvolle Momente, wie zum Beispiel bei Alois Bröder, wo der Zuhörer mit dem höchsten Ton der Gitarre, gewissermaßen der Himmelfahrt Mariens entlassen wird. Gefühle des Aufatmens und des Trostes wünscht Barcsay denn auch den Zuhörern seiner Meditationskonzerte mit dem Titel „Auf dem Weg zur Pietà“. Unterstützt und in einen religiös-spirituellen Rahmen gestellt wird dies durch von Hand ausgesuchte oder selbst verfasste Texte der beteiligten Seelsorger vor Ort. Zwölf Konzerttermine sind bislang auf Barcsays Homepage gelistet, einer davon findet auch in Lengfeld statt: Das Konzert findet am 28. März 2020 um 19.30 Uhr im Ökumenischen Zentrum statt; Pfarrer Dr. Harald Frisch wird dazu Texte anderer Autoren lesen und eigene Betrachtungen zum Thema Pietà anstellen. Der Eintritt ist frei. Der Erlös der Veranstaltung kommt WIMU/ Solidarischer Musikschulverein und der Kirchenmusik im ÖZ zugute. 

Anja Legge

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